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Volksverdummung rund um die gesetzliche Rente
(Diverse Autoren, Editor W. Müller, Gärtringen)
Einigen interessierten
Kreisen liegt viel daran, daß über die Renten und die Rentner gezielt
Falschinformation verbreitet wird. Der Grund dafür ist wohl, von den wahren
Problemen abzulenken und die öffentliche Meinung gegen die Rentner zu
mobilisieren. So lassen sich dann leichter Gesetze zur Reduzierung der
Renten durchbringen. Besonders schlimm dabei ist, daß die „Jungen“ gegen
die „Alten“ aufgewiegelt werden, und zwar in der Art, daß angeblich die
„Alten“ den „Jungen“ die Zukunft verbauen. In der Regel wurde aber von
den heutigen Rentnern für ihre Rente längst genügend einbezahlt. Genügend
Geld für die Rente wäre also da, wenn der Staat diese Gelder nicht für
andere (politische) Zwecke verwendet hätte. Die gravierendsten Verdrehungen
werden im nachfolgenden angeführt.
Volksverdummung
/ 1:
Im Jahre 1955 hat
der Staat (Regierung Adenauer) im Zusammenhang mit der Umstellung der
Rentenversicherung vom Kapitaldeckungs- zum Umlageverfahren, die Rückzahlung
seiner Schulden bei der Rentenversicherung mit der Begründung verweigert,
daß der Bund ja sowieso Steuermittel zur Verfügung stellen muß, wenn die
Beiträge zur Finanzierung der Renten nicht ausreichen. Dabei handelte
es sich um einen Schuldenbetrag in Höhe von 14,5 Mrd. DM, immerhin etwa
die Hälfte des damaligen Bundeshaushalts! Außerdem hatten die Rentenversicherungsträger
nach der Währungsreform bis Ende 1956 neue Rücklagen in Höhe von etwa
10 Mrd. DM gebildet. Bis dahin hat die Rentenversicherung Gewinne auf
dem Kapitalmarkt erwirtschaftet. 1956 lag das Kapitalvermögen der Rentenversicherung
immerhin bei 48 % des damaligen Bundeshaushaltes!! Die Medien sprachen
vom "Rententurm" und dieser erweckte natürlich die Begierde des Staates.
Das neue Umlageverfahren bei der gesetzlichen Rente wurde dem Volk als
"Generationenvertrag" verkauft - und damit hatte der Staat jahrelang eine
Melkkuh und der Keim für die heutige Rentenmisere war gelegt! Es wurde
aber schon damals durch verantwortungsbewusste Fachleute darauf hingewiesen,
daß dieser Generationenvertrag nur dann funktioniert, wenn genügend Werktätige
auch Arbeit haben, aber die verantwortlichen Politiker haben damals diese
Argumente alle zur Seite gelegt. Wenn nämlich nicht genügend Werktätige
Arbeit haben, so tritt genau das ein, was wir heute haben: der Staat hat
nicht genug Einnahmen und die Rentenversicherung erst recht nicht!
Volksverdummung
/ 2:
Gleichzeitig haben
die Politiker der gesetzlichen Rentenversicherung eine ganze Reihe von
versicherungsfremden Leistungen übertragen, natürlich ohne die entsprechenden
finanziellen Mittel in vollem Umfang dafür bereit zu stellen. Seit mehr
als 40 Jahren, bis zum heutigen Tag, werden Rentengelder zweckentfremdet
verwendet um die chronisch leere Staatskasse zu schonen. Allein die Belastung
der Rentenkasse durch die Wiedervereinigung schlägt mit 3 % - Punkten
bei den Beitragszahlern zu Buche. Beamte, Freiberufler, Selbständige und
Politiker wurden hier verschont, obwohl die Kosten der deutschen Einheit
von allen Bürgen getragen werden müßten !!!! Per Saldo stünde der Rentenkasse
– trotz jährlichem Zuschuß aus Steuermitteln – heute jährlich noch zusätzlich
Milliardenbeträge zu. Statt hier langfristig endlich Transparenz und einen
Ausgleich zu schaffen, sprechen die Regierenden nur über weitere Kürzungen
bei den Renten. Laut einer Auflistung von ADG sind zu Lasten der Rentenkasse
von 1957 bis 2001 ca. 584 Milliarden DM für versicherungsfremde Leistungen
gegangen, für die vom Staat kein Ausgleich gezahlt wurde! (Siehe hierzu
auch die Tabelle bei unserer Webseite bei „Rentenmisere“)
Volksverdummung
/ 3:
Den (politischen)
Beamten und den Politikern war der Zuschuß zur Rentenkasse ein Dorn im
Auge. Also hat man nach Salamitaktik seit 1977 mehr als 23 leistungsmindernde
Eingriffe in das Rentenrecht vorgenommen, was nach Meinhard Miegel zu
einer Absenkung des Rentenniveaus um ein Drittel führte. Durch zusätzliche
Leistungskürzungen bzw. Streichungen hat sich der verbliebene Rentenanspruch
für einen Versicherten, der ab 2002 eine Altersrente wegen Arbeitslosigkeit
mit 60 Jahren bezieht, nochmals wesentlich reduziert! Die Durchschnittsrente
liegt heute nur noch 25-30% über dem Sozialhilfeniveau und das, obwohl
die Rentner das ganze Arbeitsleben lang beachtliche Einzahlungen geleistet
haben! Ein Durchschnittsverdiener muß heute 27 Jahre Beiträge leisten,
um sich eine Rente auf Sozialhilfeniveau zu sichern. Interessant ist auch
der Vergleich des "Bund der Steuerzahler": Ein Bundespolitiker hat nach
einer Legislaturperiode (= 4 Jahre) den gleichen Versorgungsanspruch,
den ein Durchschnittsverdiener nach ca. 140 Jahren Beitragszahlung hätte.
Volksverdummung
/ 4:
Nachdem nun auch
allmählich der realitätsfernste Politiker erkannt hat, daß die Rentenversicherung
zum Sanierungsfall geworden ist - dank des tatkräftigen Mitwirkens des
Gesetzgebers – versucht der Staat sich aus der Verantwortung zu stehlen
und legt diese zurück in die Hände des Beitragszahlers. Der soll sich
nun zusätzlich privat versichern (Riester-Rente), - dies nicht etwa um
die Rente zu erhöhen, - nein, um die von den Politikern beschlossenen
Kürzungen zu mildern. Nun gilt plötzlich nur noch, daß möglichst die jeweils
jüngere Generation für die ältere Generation zahlen muß. Und wenn das
Geld dafür - wegen der vielen Arbeitslosen - nicht mehr reicht, dann -
Pech gehabt liebe Rentner. Was ist eigentlich mit dem anderen Teil des
Vertrages von 1955, wo der Staat für die Rentenzahlungen einstehen muß?
Leider haben diesen Teil die Politiker verdrängt, leere Staatskassen rechtfertigen
anscheinend jede Lumperei. Wären (politische) Beamte und Politiker beitragspflichtige
Zahler und später von reduzierten Leistungen betroffen, würde es wahrscheinlich
etwas anders aussehen. So aber ist ja keiner von denen von einer Reduzierung
seiner Altersversorgung betroffen. Im Gegenteil: Renten werden gekürzt
- Beamtenpensionen erhöht! Fazit: Wäre die Rentenkasse ein privatwirtschaftliches
Unternehmen, wäre dieses schon längst wegen Betruges geschlossen und die
Verantwortlichen verurteilt.
Volksverdummung
/ 5:
Bundeskanzler Schröder
sagt: „Nun müssen auch die Rentner einen Beitrag zur Wirtschaftslage leisten“
(im Zusammenhang mit Rentenkürzungen) (verschiedene Zeitungsartikel) Die
Rentner haben allerdings schon einen großen Beitrag geleistet: Seit 1990
sind die Rentenbezüge - bei gleicher Versicherungsleistung des Beitragszahlers
vorausgesetzt - um 40 % gefallen. Selbst Prof. Rürup (Rentenexperte der
Regierung) hat dies eingestanden! - Die Beamten - und Politikerpensionen
könnten sich jetzt auch daran orientieren, hier könnte der Staat dann
ja auch entsprechend einsparen!
Volksverdummung
/ 6:
Experten behaupten:
„Unsere Rentner sind richtig reich! “ (Bild Zeitung vom 28.4.03) Ministerin
behauptet: „Rentner reicher als Normal-Verdiener! “ (Bild Zeitung vom
29.7.03) Es bleibt immerhin im Nebel, wie die sog. Experten oder die nordrhein-westfälische
Familienministerin Fischer (SPD) zu dieser Weisheit kommen. Der männliche
Durchschnittsrentner bekommt eine monatliche Bruttorente von z.Zt. 1060
EUR monatlich. Wenn man natürlich hier die dicken Beamtenpensionen und
die teils noch höheren Versorgungen der Angestellten des öffentlichen
Dienstes heranzieht, kommt man zu wesentlich anderen Zahlen. Natürlich
kann man hier auch nicht die meist gute (private) Altersversorgung von
Selbständigen und der sog. Vermögenden mit einrechnen. Den reichen BfA
- Rentner gibt es nicht!
Volksverdummung
/ 7:
Bundesminister Eichel
sagt: ..(„Die Angestellten Versicherung“ 7/03) „Bis zum Jahr 2050 müßten
bei linear fortgesetzter Entwicklung des Bundeszuschusses zur Rente 80
% des Bundeshaushaltes für Rente aufgebracht werden. Das kann nicht funktionieren...Nie
wieder werde es eine Rentnergeneration geben, der es so gut geht wie der
heutigen “ Der heutige Bundeszuschuß zur Rente beträgt 29% des Bundeshaushaltes
und die schon bestehenden Gesetze zur Rente bewirken, daß dieser errechnete
Anstieg bestimmt nicht eintritt. Es ist nämlich zwangsläufig, daß die
Bruttorente im Durchschnitt in Zukunft noch wesentlich niedriger wird,
da viele Altrentner mit vergleichsweise höheren Renten als Neurentner,
absterben werden. Eichel hätte hier ganz konkret sagen können: Durchschnittsrente
in Zukunft auf Sozialhilfeniveau, - trotz der beträchtlichen Beitragszahlungen
die jeder Angestellte leisten muß! Was Eichel aber nicht sagt: Schon in
30 Jahren droht der Kollaps des Bundeshaushaltes und der Haushalte für
Länder und Gemeinden, wenn - linear weitergerechnet - die Ausgaben für
Beamte/Angestellte und deren Pensionsleistungen so weiter wachsen. Aber
davon spricht keiner - außer dem Steuerzahlerbund, von dem diese Meldung
ist!
Quellennachweis (Auszug):
Meinhard Miegel:
Die gesetzliche Rentenversicherung unter Anpassungsdruck. Deutsches Institut
für Altersvorsorge, Köln, Mai 2000.
Bundestagsdrucksache
1659, S. 67
Die Angestelltenversicherung
1956, Heft 1,S.1
Die Angestelltenversicherung
1965, Heft 11, S. 276
VdR VDR - Fakten und
Argumente, Heft Nr. 9 zum Thema: Die Rentenversicherung – bewährt, anpassungsfähig,
zukunftssicher, S. 11.
ADG (Aktion Demokratische
Gemeinschaft/München)– Anmerkung zur Rentenreform 2001 / 2002 (Okt. 2002
/ Januar 2003)
Hauszeitschrift: Der
Steuerzahler (vom Bund der Steuerzahler) Sozialexperte Bernd Raffelhüschen:
„Bei den Pensionen tickt eine Zeitbombe“ (Zeitungsartikel)
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